Projekt PA, 2012 - 2014
Paul Herrmanns Vater besass einen dunkelgrauen Vauxhall PA Cresta 1958, Familienkutsche und Wohnwagen-Zugmaschine. Natürlich half der junge Paul, wenn irgendetwas am Wagen geschraubt werden musste. Auf dem PA lernte er Autofahren, und so ist ihm der Vauxhall ans Herz gewachsen.
Irgendwann wurde ein neuer Wagen gekauft, der Vauxhall stand ein Jahr herum. Paul übernahm ihn, arbeitete daran und konnte ihn am 22. Januar 1974 vorführen. Mit der Zeit wurde es immer schwieriger, den das Fahrzeug am Leben zu erhalten. Nach der Heirat, und einige Jahre später, der Scheidung stand noch immer ein halbfertiger Wagen herum. Er sollte auf den Abbruch, zum Glück fand sich Einer, der den Schrott übernahm. Es gab dann weitere Handänderungen und Ortswechsel. Dabei blieben leider etliche Schachteln und Teile auf der Strecke.
Durch das Archiv des Schweizer Vauxhall-Clubs wurde Pauls Vauxhall 2006 in einer Halle in Möhlin wieder aufgespürt, immer noch teilweise zerlegt und leider nicht mehr ganz komplett. Paul hatte damals mit Arbeit und der Sorge für seine betagte Mutter nicht die Zeit, sich selber ernsthaft um sein Auto zu kümmern.
Aber Karl Schneider und Hans Wuhrmann, zwei Thurgauer Vauxhall Freunde, beide pensioniert, nahmen sich 2012 des Wagens an und restaurierten ihn für Paul. Karl als Mechaniker, Hans als Teilesucher, Kleinteilflicker, Auftraggeber für Spengler und Lackierer, und als "Bank". Paul fuhr in seiner knappen Freizeit häufig nach Amriswil um mitzuhelfen.
Die Teilesuche war aufwendig: Vieles fehlte nach der langen Odyssee. So mussten wir schliesslich noch zweieinhalb weitere PA-Ruinen suchen, eine aus dem "Waldfriedhof" in Kaufdorf, unten komplett faul, eine mit Brandschaden, aus einer österreichischen Scheune als Schrott importiert, und noch ein Hinterteil, das Jemand als Dekoration herumstehen hatte. Und ein kleines, aber wichtiges Chromteil, die rechte Augenbraue, war gemeinerweise bei Allen nicht vorhanden odert durch Unfall zerstört. Hans fand es dann, Internet sei Dank, in Südafrika.
Am 6. März 2014 konnte Pauls Vauxhall nach langer, langer Zeit wieder vorgeführt werden, jetztmit einem Veteraneneintrag. Er erstrahlte wieder im originalen Windsor Grey mit karminroten Polstern. Das feierten wir bei einem Mittagessen mit allen Beteiligten. Text Hans Wuhrmann, 2023, Fotos: Paul, Hans
Projekt DX , 2023 - 2024
Willy Horn fand vor rund 50 Jahren eine DX-Limousine von 1936 in der Scheune eines Nachbarn. Er begann eine Restauration, die dann aber neben anderen Projekten ins Hintertreffen geriet.
Eines davon war ein 1956er Vauxhall Cresta, genannt Miss Marple.
Leider starb Willy 2020. Später konnte ich seinen schön restaurierten Cresta kaufen und war begeistert von Willys Sorgfalt und Präzision.
Und da war doch noch der unvollendete Scheunenfund in einer Garage, aufgebockt, ohne Räder und andere Teile, die lagen in Schachteln darauf und daneben. Aber was zu sehen war, sah gut und komplett aus. https://photos.app.goo.gl/1JMPgGRinFoURywN9 So Etwas kann man doch nicht verkommen lassen, und ich wurde mit Willys Sohn Peter handelseinig.
Und jetzt habe ich ein Projekt am Hals. Nicht, dass ich noch ein Auto mehr bräuchte. Ich besitze ja bereits ein Vauxhall DX 14/6 Coupé von 1935 und noch 7 andere Vauxhalls von 1929 bis 1966.
So sah der Wagen um 1980 aus, ohne Schilder. Die beiden Mädchen, Willys Töchter, sind längst selber Eltern geworden. Das Reserverad aussen auf dem Deckel ist offensichtlich nicht original.
Die Radfelgen habe ich bereits meinem Mechaniker gebracht, er montiert die alten, abgefahrenen Reifen meines Coupés darauf, so fürs Erste. Dann werden ein Freund und ich den Wagen per Tieflader abholen. Und dann sehen wir weiter. Vermutlich braucht der Wagen eine Neulackierung, wie die Elektrik und das Interieur aussehen, da bin ich gespannt. Stand 11.9.23, Hans Wuhrmann
Am Samstag, 23.9.23 haben wir den Wagen nach Amriswil geholt: Die Schachteln und diverseste Sachen vom Dach, aus dem Innenraum, unter und neben dem Fahrzeug entfernt. Die linksseitigen Türen und die Motorhaube waren mit soviel anderem Material neben dem Wagen gelagert, dass das Garagetor sich nur halb öffnen liess. Die Sachen mussten erst durch die niedrige Öffnung sorgfältig nach draussen befördert werden. Unter dem Wagen lag unter vielem Anderen auch der Block eines V8- Motors. Auch der musste hervorgezogen und in die Garage nebenan gebracht werden. Es war ganz gut, dass wir zu Fünft dran waren, wobei mein Anteil der Arbeit der Bescheidenste war. Allerdings bin ich auch um 30 bis 50 Jahre älter als meine fröhlichen Helfer.
Die Räder montiert, abgebockt und das Fahrzeug nach vielleicht 25 Jahren erstmals wieder ans Tageslicht geholt. Was nach Vauxhall aussah, wurde mitgenommen, was nicht, in die Garage daneben verfrachtet. Offenbar war Willy ein grosser Sammler von allem Möglichen, was man vielleicht irgendwann brauchen könnte.
Der Fahrzeugausweis fand sich im Handschuhfach. Chassis Nr. 648287, Motor Nr. 453384. Letzte Motorfahrzeugkontrolle war 1960, erste Inverkehrsetzung 1936. Damit muss der Wagen einer der Ersten in der Schweiz montierten gewesen sein. Ich werde mich bei GM Schweiz erkundigen.
Dann ging es ans Aufladen. Der DX hat eine schmale Spurbreite, für die der moderne Tieflader nicht ganz passte. Mit sorgfältigem Rangieren ging es gerade eben: die Reifen waren mit knapp der äusseren Hälfte auf den Rampen. Das Abladen war dann ebenso spannend, ging aber gleichfalls gut. Die linken Türen und die Motorhaube fuhren in einem zweiten Auto mit, wie auch viel Kleinzeug in Schachteln oder auch lose.
Das Interieur sieht recht gut aus, Die Sitze mit Stoffpolstern und der Dachhimmel könnten noch gut sein. Die Türverkleidungen hat Peter auch noch gefunden. Der Unterboden, das Chassis und auch Achsen, Motor und Getriebe machen einen äusserlich guten Eindruck. Ob das Ganze auch noch funktioniert, wird sich herausstellen. Zumindest eine Teillackierung wird nötig sein. Mit etwas Glück bleibt der Aufwand in einem überschaubaren Rahmen. Ich bin weiterhin gespannt! Stand 23.9.23
Von Unten sieht das Meiste sehr schön aus, Willy war eben ein Perfektionist. Die Hinterachse muss noch gereinigt und gestrichen werden, die Federn gefettet. Die Ölwanne bekam neue Dichtungen, dann gab es auch Öl und eine 6Volt Batterie. Offenbar wurden vor dem Krieg die Vauxhalls mit 6 Volt ausgerüstet, von Scintilla. Der Wagen wurde heute 2.Oktober herausgerollt und der Motor gestartet, nach vielen Jahren zum ersten Mal! Startete und drehte wunderschön, Leerlauf sauber, er nahm Gas an, sehr schön. Weniger schön, aber eindrücklich, war die enorme Rauchentwicklung. Die besserte sich nach einer Weile, der Mechaniker machte sogar eine kurze Probefahrt. Stand 2.10.23, Hans Wuhrmann
Momentan, im November, ist die Werkstatt mit der Montage von Winterreifen ausgelastet. der DX wartet.
Stand vom 28.12.23: Die Garagekunden haben ihre Winterpneus drauf, jetzt kann der Frühling kommen. Der DX steht jetzt beim Maler. Praktisch kein Rost, da hat Willy vorgearbeitet. Was er schon gemacht hat ist wirklich sehr schön! An den Kotflügeln gibts Einiges zu schweissen, Narben von fast 90 Jahren. Überpinselte Kampfspuren: Der Nitrolack muss runter. Der Maler, Giovanni Caso, freut sich schon, die roten Filets von Hand neu zu malen.
Das Holz-Textil-Dach ist zu Erneuern, die Hinterachse ist rechts undicht und die Vorderaufhängungen tröpfeln ein Bisschen. Ist doch normal? Ist schliesslich ein Engländer!
Ein Vauxhall verliert kein Öl, er markiert nur sein Territorium. Und wenn gar Nichts tropft, muss man sich schon Sorgen machen.
Und der Mech probiert mal mit Chemie die vermutlich festklebenden Kolbenringe zu lösen. Es wäre schade, müssten wir die Kolben ziehen, eigentlich läuft er ja schön. Einige kleine Chromschäden werden irgendwann drankommen, das eilt nicht.
Das Armaturenbrett, so schön! Der Sattler war da: er hofft, das Plüsch-Interieur ausflicken zu können. Das hat nämlich einige Glatzen. Aber es sieht so kuschelig aus wie das Sofa meiner Grossmutter. Der neue Teppichboden dann in Dunkelbraun.
3. Januar 2024: Wir hatten versucht, den Motor zu starten. Da tat sich mal gar Nichts. Seltsam, im Herbst beim ersten Versuch lief er doch so schön, mal abgesehen von der Rauchwolke. Habe mal ausgemessen. Die Batterie hat saubere 6.5 Volt. Eigenartig. Kein Strom, keine Zündung, kein Licht... Wir haben ihn dann auf dem Lift hochgehoben, und schau, schau! Da hat Jemand sicherheitshalber das Massekabel unten am Fahgestellträger abgeschraubt. Aha!
Angeschraubt, und Alles tut. Motor gestartet, etwas Rauch. Warm laufen lassen. Dann habe ich mit dem Lösungsmittel Toralin, schön nach Gebrauchsanweisung versucht, die vielleicht festgeklebten Kolbenringe zu lösen. kerzen raus, Einspritzen, Kerzen rein, Warten und Mittagessen, mein erster Hamburger seit Jahren. Nach 20 Minuten Kerzen raus, Mit dem Anlasser mehrmals durchdrehen, die Sauce spritzt, Giovanni hält einen Lappen vor die Löcher. Kerzen rein, 20 Minuten laufen lassen.
Und dann konnte ich auf eine erste Testfahrt gehen! Er läuft schön, es raucht immer weniger, aber schon noch. Kupplung und Bremsbeläge sind steinhart, die müssen neu belegt werden. im Vierten Gang beschleunigt der Wagen gefühlt besser, als ich ihn mit der Bremse verzögern kann!
Und nun wird er demontiert: Kotflügel schweissen, Nitrolack runter, Alles neu gespritzt, und unterdessen wird der Sattler am Interieur arbeiten. Es geht vorwärts!
Übrigens: den Motor habe ich beim Fotohalt laufen lassen. Kein Rauch!!! Ich freue mich auf den Frühling.
6. Jan.2024: heute ging es zur Sache: einige alte Freunde nahmen den armen Wagen auseinander. Kotflügel weg, Chromteile weg, das Holz-Textildach weg. Einer ist Spengler, einer Sattler, Giovanni der Lackierer, und dann auch mein Nachbar Harti, der den DX damals abgeholt hatte. Nun wird der Nitrolack entfernt, die Risse im Blech geschweisst, dann Alles neu lackiert, viele Teile neu verchromt und dann wieder zusammengebaut. Der Sattler hat passendes Plüsch gefunden! Somit wird das alte Interieur soweit möglich erhalten.
Und dann geht er wieder zurück zum Mechaniker, die noch undichten Aufhängungen und die Hinterachse überarbeiten. Neue Brems- und eventuell Kupplungsbeläge.
15.2.24: Es sieht etwas wild aus, die nachgegossene Kühlerfigur ist jetzt auch zum Verchromen gegangen, die Vordersitze sehen schon gut aus, kommen bald zurück. Die Vorbereitungen zum Lackieren sind im Gange. Die Türen hatten einige Rostlöcher, die Kotflügel Risse an den Kanten, das Dach Risse an den Ecken. Alles geschweisst, verzinnt, geschliffen.
1. April: Karosserie und Kotflügel sind bereits gespritzt und poliert, Die Motorhaube und die Türen geschliffen, grundiert, geschliffen... Giovanni ist ein Perfektionist!
19.August: So, die Ferienzeit ist durch. Der Sattler ist zurück und Giovanni macht weiter. Nächste Woche sollen die Chromteile kommen. Es bessert.
Der DX sei sein 112ter Oldtimer und vermutlich sein Letzter.
5. September: die Chromteile sind da und glänzen, die Türen und die Haube ebenso, es geht nun an den Zusammenbau. Ich muss noch Senkkopfschräubchen suchen für den Rahmen der Frontscheibe. Darüber kommt dann das Gummiprofil und soll keine Buckel machen.
10.September: So mit Rädern und Scheinwerfern sieht er schon ganz ordentlich aus. Der "Vogel im Ei" ist etwas speziell, den gab es nur kurze Zeit 1936. Innen fehlen noch der Teppich und die Türverkleidungen.
Und wenn er dann endlich fertig ist, muss er zuerst vorgeführt werden, bevor ich ihn einlösen kann. Die Bremsen will ich noch einfahren, vielleicht hilft es. Der Mech sagt, die Beläge seien neu.
29.9.24: Der Sattler arbeitet am Teppich, Spengler und Maler schauen zu. Es geht laaangsam zu Ende. Und der verchromte "Vogel im Ei" glänzt. Die Kühlermaske haben wir nicht neu verchromt. So ziemlich alles Andere schon!
Am Samstag 5.Oktober hat sich Giovanni in der Werkstatt eingeschlossen und liebevoll die roten Filets gemalt. Auch unten sieht Alles wie neu aus.
Nur der Sattler sollte endlich fertigmachen! - Beat ist auch gekommen, mit einem minimen Farbproblemchen an seiner AME-Harley.
Ich war bei trockenem Wetter mit dem H10 unterwegs. Der hat dann auch noch einige überpinselte Kampfspuren.
10.10.24: Der Sattler, Herr Zinnà ist dran. Die originalen Türverkleidungen, gereinigt, mit Isolation und Teppichrand. Noch den Bodenteppich und es bessert. Die hintere Sitzbank ist auch noch original, der Dachhimmel neu. Die Vordersitze, neu gepolstert und bespannt, liegen bereit. Die Scheibenwischer hängen noch beim Zoll fest.
24.10.24: noch die Scheibenwischer montiert und eingestellt. Getestet mit dem Anlasser: ja, sie laufen, mit Flexwelle vom Motor. Getestet mit Zündung: Juhui, er startet und läuft! Die Wischer hampeln heftig. Licht, Winker, hintere Blinker, Bremslicht, Hupe: Alles da. Mit meiner dicken Fliegerjacke komme ich kaum rein und raus zwischen Lenkrad und B-Säule, sonst bequem. Giovanni, auch mit Bauch, aber ohne Jacke: kein Problem.
Anmeldung für die Erstprüfung als Veteran ausgefüllt, Versicherungsnachweis bestellt. 31.10.24: Testfahrt; soweit gut - aber! Die Bremsen sind auch nach dem Heissfahren noch lausig. Der Mech überschleift die Beläge erst mal mit 140er Papier, dann müssen sie nochmal eingefahren werden!
Am 4. 11. neue Probefahrt, Bremsen viel besser, aber immer noch klar ungenügend. Wir führen mal vor, um zu sehen, was sonst vielleicht nicht als gut befunden wird. Die waren zwar neu und ungefahren, aber unterdessen uralt und hart. Auch die Kupplung ist reichlich hart, aber es geht.
7.11.24 Beim Strassenverkehrsamt: Der Experte war sehr lieb. Keine Beanstandungen! Die Külerfigure hat er "übersehen". Danke!